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Mitteldeutsche Zeitung vom 12.07.2005 Das Anhaltische Theater Dessau spielt zwei Einakter von Jacques Offenbach im Mosigkauer Schlosshof DIE BESETZUNG Doppel-Rollen In der Inszenierung von R. Christian Kube singen und spielen Tobias Poche (Guillot/Specht), Grazyna Fenger (Denise), Christina Gerstberger (Fanchette/Rosine), Sabine Noack (Catherine/Susanne), Pavel Safar (Preller) sowie Jürgen Trox (Nachtwächter). Fast alle Partien sind doppelt besetzt, die Ausstattung stammt von Carlheinz 0. Städter (Bühne) und Cordula Stummeyer (Kostüme). Die Anhaltische Philharmonie musiziert unter der Leitung von Wolfgang Kluge. DIE HANDLUNG Kabinett-Stücke „Die Verlobung bei der Laterne" erzählt von einem jungen Pächter, der das unerklärliche Leiden seiner Cousine Denise ebenso wenig durchschaut wie das Werben zweier Witwen - und schließlich einen überraschenden Schatz findet. „Ein Ehemann vor der Tür" berichtet von dem jungen Galan, der sich in ein vermeintlich leeres Zimmer flüchtet - und dort von einer Braut und ihrer Zofe überrascht wird. Am Ende ist er verlobt.. Dessau/MZ. Wenn Apoll nicht so fest mit seinem Sockel verbunden wäre, müsste er jetzt weglaufen. Gerade hat der brave, aber arme Pächter den lustigen Witwen den Rücken gekehrt, da verwandeln die Rivalinnen ihr Duett in ein Duell: „Ach dies böse Weib und lieben/ seht nur, wie durchtrieben“, keifen sie. Ein solcher Reim aber muss auf den Gott der Dichtkunst, der neben seiner Schwester Athene das Portal des anhaltischen Schlosses hütet, wahrhaft steinerweichend wirken. Launige Zwischenspiele Dass der 1819 in Köln geborene und 1880 in Paris gestorbene Komponist Jacques Offenbach auch jenseits großer Entwürfe wie „Orpheus in der Unterwelt“ oder „Pariser Leben“ ein musikalischer Humorist war, beweist das Anhaltische Theater nun mit einem Opern-Air im Schloss Mosigkau. „Die Verlobung bei der Laterne“ und „Ein Ehemann vor der Tür“ heißen die Einakter, die R. Christian Kube mit loser dramaturgischer Klammer verbindet - und die solche Behandlung durch Nonchalance rechtfertigen. Denn eigentlich sind beide kaum mehr als. Zwischenspiele, wie man sie bei launig-lauen Sommerfesten erwartet. Doch da ihr Schöpfer als begnadeter Souffle-Bäcker selbst heiße Luft mit Zuckerguss überziehen konnte, lohnt sich das ganze Unternehmen. Dass man einmal mehr der fragwürdigen Dessauer Tradition erliegt, einen attraktiven und authentischen Schauplatz mit konventionellen Kulissen zuzustellen, bleibt zwar bedauerlich. Immerhin aber zitiert Bühnenbildner Carlheinz 0. Städter auf seinen Stellwänden die Schloss-Architektur, so dass die Dopplung der Wirklichkeit unter den Augen der antiken Götter zum Programm wird. Und Kostümbildnerin Cordula Stummeyer schneidert den Witwen im ersten Teil gar einen Garten auf den Leib. Regisseur Kube inszeniert sich - angeregt durch die Beifall heischenden Schlusschöre in beiden Stücken - den Applaus gleich mit, indem er seine Darsteller als Protagonisten einer selbstverliebten Gauklertruppe auftreten lässt. Der rustikale Thespiskarren, der von Komparsen zunächst hereingezogen und später als Tribüne besetzt wird, zeigt das Prinzip: Vor der Rokoko-Fassade entfaltet sich ein Sommernachtstraum, dessen kalkuliert unbeholfene Komik zweifellos auf Shakespeares Handwerkerszenen anspielt - bis zum Nachtwächter, dessen Laternenhut an den berühmten Mond erinnert. Musikalischer Charme Hier wie dort aber funktioniert die Naivität nur dann, wenn sie sich mit Perfektion paart. Und dafür steht - unter der Leitung von Wolfgang Kluge - nicht nur die Anhaltische Philharmonie, die Offenbachs Charme und Esprit so perfekt übersetzt, dass selbst die Schwalben unter dem Dach vom silberhellen Ton inspiriert werden. Vor allem jene beiden Sängerinnen, die in beiden Einaktern besetzt sind, machen den Abend zu einem Genuss. Da ist zunächst Christina Gerstberger, der ihre Rollen als Fanchette und Rosine einen perfekten Abschied aus dem Dessauer Engagement bescheren. Sie bewegt sich im Landhaus so stilsicher wie im Salon und beweist einmal mehr ihre darstellerischen und stimmlichen Qualitäten, denen Sabine Noack als Catherine und Susanne brillante, dunklere Töne beimischt. Neben diesem ideal eingestimmten Duo hat es der junge Tenor Tobias Pöche noch schwer, obwohl er seine Stimme bereits mit lässiger Eleganz handhabt und nur in den Spitzenlagen noch um Treffsicherheit ringt. Mit Grazyna Fenger und Pavel Safar runden schließlich zwei Darsteller das Ensemble ab, die ihre tragikomischen Rollen bei Bedarf vom Rand in das Zentrum des Geschehens schieben können. Der Clou aber sind die albernen bis absurden Übersetzungen, die den Sommerspaß auf die Spitze treiben: „Florian Specht bin ich genannt" - das pfeifen in Mosigkau die Schwalben von den Dächern. | |
Mitteldeutsche Zeitung vom 21.06.2005 Das virtuose Scheitern einer Ehe Willkommen im „Land des Lächelns“: Die Lehár-Operette hatte am Freitag im Theater Premiere. Anhaltisches Theater: Regisseurin Ana Christine Haffter überzeugt mit ihrer Lesart vom „Land des Lächelns“ Von JOHANNES KILLYEN Dessau/MZ. Das Phänomen der „tosenden Stille“ bezeichnet in der Oper etwas sehr Eindrückliches: Der Mensch ist mit Worten und Liedern am Ende, doch die Musik tönt weiter als Abbild seiner Gedanken, als Kommentar - oder unbarmherzig in ihrem ganz eigenen Rhythmus. Oft gehören diese Momente zu den ergreifendsten eines Opernabends, so war es auch am Freitag bei der Premiere von Franz Lehárs „Land des Lächelns“ im Anhaltischen Theater. Versteinert im Palast Da gab es den Augenblick, als die von Daniela Zanger großartig verkörperte Wienerin Lisa begreift, dass Tradition und kulturelle Verschiedenheit stärker sind als ihre Liebe zum chinesischen Prinzen Sou-Chong. Lisa singt ihre Trauer heraus, dann verharrt sie wie versteinert zwischen goldenen Säulen und Gongs - während das Orchester unter Aufbietung aller Pracht die Hochzeit des Prinzen mit vier mandschurischen Schönheiten ankündigt. Nicht nur Dank dieser eigenständigen Orchesterbehandlung ragt die „romantische Operette“ (1929) über die Gattung hinaus. Die Operettenwelt der ironischen Brechungen, der harmlosen Liebeleien war nicht die Welt Lehárs. Er hatte sich zum Ziel gesetzt, „die Operette zu veredeln“, und das ist dem Meister zweifellos gelungen. Das Orchester hat er raffiniert instrumentiert und virtuos in Szene gesetzt, hat schönste Melodien in finstere Abgründe fallen lassen - und damit eine dankbare Aufgabe gestellt, die Kapellmeister Markus Frank und die exzellente Anhaltische Philharmonie mit Fingerspitzengefühl und Enthusiasmus lösten. Die von Lehár geforderte romantische Grundeinstellung hat Regisseurin Ana Christine Haffter als Pflicht begriffen. Sie begegnet der wienerisch-chinesischen Liebe nicht mit Ironie, sondern steigert im Gegenteil durch Feinzeichnung des Personals die Intensität der Gefühle. Im Spannungsfeld In dieser Idee gingen Jörg Brückner (Sou-Chong) und Daniela Zanger vollkommen auf, erreichten höchste darstellerische Präsenz, erfassten klug den feinen Schmelz in Lehárs Melodien. Weniger Aufmerksamkeit hat der Komponist dem komödiantischen Gegenpaar gewidmet, doch konnte Christina Gerstberger als Prinzenschwester Mi trotzdem glänzen - während Nikola David als Dragonerleutnant Gustl blass blieb. Das Spannungsfeld zwischen Emotionen und rituellem Pomp am chinesischen Hof wie im Wiener Salon macht den primären Reiz von Ana Christine Haffters Lesart aus, aber nicht allein: Sie widmet sich liebevoll dem Personal am Rande, etwa einem allgegenwärtigen Diener (Helmut Szulczynski), der so etwas wie Lisas Schutzengel ist. Sie bringt Struktur auf die Bühne (diszipliniert und überzeugend: der Opernchor) und stellt das zentrale Liebespaar unter Dauerbeobachtung: Eine öffentliche, zum Scheitern verurteilte Liebe. Halbherzig gelangen dagegen die Slapstick-Einlagen zu Beginn der Inszenierung, und rätselhaft blieb, warum orthodoxe Geistliche Sou-Chong zum Ministerpräsidenten ernannten. Doch das waren Fragen ganz am Rande einer üppig-naturalistisch bebilderten Inszenierung, zu der Bernhard Kilchmann (Bühne) und Cordula Stummeyer (Kostüme) gold-grünes Jugendstil-Ambiente und rot glühenden chinesischen Palastprunk beisteuerten. Schmerzlicher Bruch Es spricht für die viel bejubelte Lesart von Ana Christine Haffter, dass ausgerechnet der Augenblick, auf den alle warten, schmerzlich gebrochen wird: „Dein ist mein ganzes Herz“, schmettert Sou-Chong. Während der gestrenge Onkel Tschang (Pavel Safär) seine Lisa hinter der Bühne schon auf die nun bevorstehende Trennung einschwört. HANDLUNG Glücklose Ehe In Wien verliebt sich die reiche Bürgerstochter Lisa in den chinesischen Prinzen Sou-Chong und folgt ihm nach China, als er zum Ministerpräsidenten ernannt wird. Doch die ehe ist glücklos, denn die chinesische Familientradition lässt die Ehe von Lisa und Sou-Chong nicht gelten. Verzweifelt muss sich das Paar trennen. PERSONEN Virtuose Turner Es treten auf: Daniela Zanger (Lisa), Jörg Brückner (Sou-Chong), Christina Gerstberger / Kristina Baran (Mi), Nikola David (Gustl), Pavel Safär (Tschang). Der Opern-und Kinderchor wurde einstudiert von Markus Oppeneiger und Dorislava Kuntschewa, virtuose Einlagen bieten Turner des PSV 90 Dessau. | |
http://www.opernnetz.de/ vom 30.05.2005 Nabucco im Sturm und Drang - Die Räuber Bitte informieren Sie sich bei: www.opernnetz.de/seiten/rezensionen.htm | |
http://www.opernnetz.de/ vom 30.05.2005 Schillers Spuren - Johanna d'Arc Bitte informieren Sie sich bei: www.opernnetz.de/seiten/rezensionen.htm | |
http://www.opernnetz.de/ vom 30.05.2005 Kabale als Schicksal - Louise Miller Bitte informieren Sie sich bei: www.opernnetz.de/seiten/rezensionen.htm | |
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http://www.opernnetz.de/ vom 30.06.2005 Schiller-Verdi begeistert in Dessau Bitte informieren Sie sich bei: www.opernnetz.de/seiten/rezensionen.htm |